Alle reden immer wieder von Zielgruppen. Aber setzt man sich auch wirklich mit ihnen auseinander? 

Eigentlich ist es ja naheliegend: Ich habe ein Produkt, welches ein Bedürfnis für eine bestimmte Zielgruppe befriedigen soll. Da man nicht alle Menschen - bzw nur unter sehr großem Mittelaufwand - erreichen kann, teilt man sie in Gruppen ein. Man segmentiert sie. Es lässt sich natürlich nicht pauschal sagen, aber oftmals entscheidet man sich aus strategischer Sicht für das jüngere Segment, da man hier die größten Potentiale sieht. Die jungen Leute erzählen ja auch gerne Sachen weiter und dann läuft das bestimmt von selbst. 1st Mover, Opinion Leader und so.

Jetzt ist es aber so, dass es etwas komplizierter geworden ist. Die Welt wird komplexer. Was eigentlich schon immer so war, wurde durch die digitale Revolution erst richtig wahrnehmbar. Nämlich die Tatsache, dass die Welt deutlich kleinteiliger und fragmentierter ist, als dies rein sozio-demograhische Cluster oder empirische Studien, z.B. die Sinus Milieus abbilden könnten. Die Sinus Milieus fungieren tatsächlich als eine hilfreiche Orientierung, da sie den größten Datensatz darstellen und Deutschland nach vielen Merkmalen kartographieren und typisieren. In einer Zeit, in der nahezu jedes Social Media Profil ein eigenes Segment darstellt, ist es jedoch eher fahrlässig sich nur darauf zu verlassen, bzw. sein gesamtes Produkt und das Marketing danach auszurichten.

Stay Hungry

Was einem alle Erhebungen und Studien nicht nehmen können, ist der notwendige Wissensdurst. Veränderung bedarf einer kontinuierlichen Anpassung der Strategie. Und momentan verändert sich einiges. Diese Veränderung der Werthaltung, Lebensstile, Vernetzung und Bedürfnislage muss beobachtet und verstanden werden. Das bedeutet, dass man genau hinschauen und verstehen muss, um die Menschen zu erreichen. Das lässt sich nicht mit zwei Clicks lösen, sondern erfordert Empathie und Einfühlungsvermögen. Es ist nur mit Beobachtungsgabe auch noch nicht getan. Denn, was man sieht, muss man übersetzen und auf sich, auf sein Produkt, die Strategie, sein Unternehmen und die Menschen die dort arbeiten anwenden. Jeder im Unternehmen sollte verstehen, für wen und warum sie das machen. Und dann muss man die Strategie konsistent danach ausrichten und konsequent nachjustieren. Hier sind jedoch auch etliche Fallstricke vorhanden, die von der falschen Wahl der Kanäle, bis zu fehlendem Mut, das Ding dann auch wirklich durchzuziehen, reichen können. Beides große Fails, die schwerwiegende Konsequenzen haben können. Es bleibt leider allzuoft bei Lippenbekenntnissen und Fake, wenn die große Revolution ausbleibt. Und das identifizieren die Leute draussen schneller, als es einem lieb ist.

Was sind die Themen?

Wir beobachten genau und identifizieren Wertegemeinschaften. Was sind die Themen, für die Menschen brennen, ihre Haltung, kulturelle Interessen, wie kommunizieren sie? All dies Wissen konsolidieren wir in einer sozio-kulturellen Betrachtung und führen es zusammen. Wir begeben uns in die Perspektive des Konsumenten, was mit der Persona Methode aus dem Design Thinking (Vorsicht Buzzword) vergleichbar ist. Es hilft, die Welt der Menschen zu verstehen und genau zu identifizieren, mit welchem Thema  man sie als Transmitter erreichen kann. Dabei geht es lange nicht mehr nur um Branding, sondern um eine Ansprache auf Augenhöhe. Die/Der Gegenüber bekommt das Gefühl, verstanden zu werden. Nur so kann eine feste Liaison eingegangen und eine Beziehung aufgebaut werden, die Bestand hat. Erreicht man das, ist man zwar noch keine Lovebrand, aber zumindest stehen alle Möglichkeiten offen, einen gemeinsamen Weg zu gehen, der auf Authentizität, Inspiration und gegenseitiger Wertschätzung beruht. So werden Kunden zu treuen Botschaftern. Und dieses Ziel ist mit Geld kaum aufzuwiegen. 

Lasst uns drüber reden

Man ließt es schon zwischen den Zeilen: Zielgruppenbestimmung ist uns ein sehr großes Anliegen, weil wir auf der einen Seite glauben, dass der gemeinsame Blick darauf auch unsere Kunden weiterbringt, dass der Perspektivwechsel vielleicht auch neue Sichtweisen und Impulse generieren kann. Auf der anderen Seite ist es allerdings mindestens genauso wichtig für unsere Arbeit. Denn schwammige Zielgruppendefinitionen führen Konzepte  auch schnell ins Abseits. Und die Arbeit war dann vielleicht vergeudete Zeit. Daher ist es für uns immens wichtig gemeinsam genau zu erörtern, wer eigentlich die Menschen sind, die erreicht werden sollen. Erst dann kann man eigentlich sagen, wie man sie erreichen kann.