Seid doch einfach mal nett zueinander. Ein kleine Brandrede übers Danke sagen.

Wir leben in einer schnellen Welt. Das erfordert Agilität, wie man Dinge angeht, Kreativität darin, wie man sich stetig verändernden Begebenheiten anpasst und neue Lösungen entwirft. Mut, neue Wege zu gehen und sich auch mal aus der Komfortzone hinaus zu bewegen. Was - by the way  - eine bereichernde Erfahrung sein kann, wenn man Erfolg und Scheitern gleichermaßen akzeptiert und daraus wegweisende Erkenntnisse generiert.

Aber auch die Art und Weise des Miteinanders bedarf eines Paradigmenwechsels. Es bedarf eines neuen Bewusstseins dafür, wie wir zusammenarbeiten.

Sobald der Druck steigt, der nächste Stunt eingefordert wird, neue kreative Impulse abgegeben werden sollen, das nächste Projekt vorbereitet werden muss, Konzepte, Zeichnungen, Budgets aufgestellt werden müssen für eine reibungslose Umsetzung, wird es auch bei uns in der Agentur mal unübersichtlich. Ist ja auch verständlich in einem kleinen Team. Trotzdem setzen wir uns damit auseinander und liefern in der Regel zeitnah ab.

Nicht selten werden wir aufgefordert „macht euch doch mal Gedanken“ oder „überlegt euch doch mal einen völlig neuen Ansatz für...“. Uns ist klar, dass wir hier oft auch in Vorleistung gehen, da es uns ja auch adelt für spannende Marken ein Konzept abgeben zu können. Aber dafür investieren wir auch etwas. Nämlich Zeit und unser geistiges Gut, was neben dem kreativen Wert auch mal zwei oder gar drei Wochen in Anspruch nehmen kann. So bringt es also mit sich, dass wir neben laufenden Projekten auch viele Ressourcen des Unternehmens in Ideen und Konzepte investieren, um potentielle Kunden von uns und unserer Arbeit zu überzeugen. Das bringt eine kleine Agentur auch mal an ihre Grenzen, die wir auch gerne verschieben, weil es uns schlichtweg erfüllt, genau das zu tun. Völlig normal. Das ist unsere Passion. Haken.

Bis zu dem Punkt, wenn das Konzept abgegeben ist, man aus einem spärlichen Briefing das Wichtigste extrahiert hat und was auf die Bahn geschickt hat. Warten. Nachhaken, weil man kein Feedback bekommt. Im Zweifel: Absage. Auch das ist nicht ungewöhnlich. Es gibt bekanntlich viele Gründe, weshalb es dann nicht passt. Es kann sein, dass der Kunde es einfach nicht gut findet oder es nicht zusammenpasst oder man am Ende mit seinen Ideen doch zu weit gegangen ist. Alles fair enough. Wir haben keinen Anspruch – selbst wenn wir uns das immer wünschen – eine 100%ige Trefferquote zu haben.

Aber in diesem ganzen Game darf eine Sache nicht vergessen werden: ein ernst gemeintes Danke. Danke für die Arbeit, die Zeit, die Ideen, die wir for free abgeliefert haben. Selbst, wenn es nicht passt, gehört es sich, für das, was man getan hat wertgeschätzt zu werden. Es geht dabei gar nicht um Geld, sondern einfach nur um die Geste des Danke sagens.  Etwas, was wir an unser Team weitergeben können, an die Menschen, die hier mitgespielt haben. Daran schließt sich eine konstruktive Feedback-Kultur an. Wenn man schon für Nichts gearbeitet hat, ist ein detailliertes Feedback das Mindeste, was man erwarten kann, damit wir unsere Arbeit immer weiter verbessern können. Ein einfaches „hat mich nicht abgeholt“ ist in diesem Zusammenhang eine miese Floskel und zeugt nicht von Wertschätzung. Von diesen lapidaren Antworten gibt es unzählige und wir haben sie vermutlich auch alle schon mehrfach hören „dürfen“. Mitunter bemerken wir auch nicht gerade selten, dass diese Antworten zeigen, wie wenig sich überhaupt mit dem Konzept auseinander gesetzt wurde. Und auch das ist weit ernfernt von einem respektvollen Umgag. Die Zeit, zumindest darzulegen, WARUM die Idee denn nicht abholt, ist doch sicher vorhanden. Ein Feedback zeigt uns, dass sich der Gegenüber seine Gedanken dazu gemacht hat. Und nichts anderes wollen wir erreichen.

Ein kurzes „kein Bedarf“ im Rahmen der doch oft kalten Kunden-Akquise ist zwar nicht schön, letztlich aber doch zu verstehen. Sobald es aber darüber hinaus geht und man gemeinsam Gespräche führt sollte es doch der Mindestanspruch für alle Parteien sein, fair und freundlich miteinander umzugehen und die Arbeit des Anderen - zumindest - zu würdigen. Und da sollte man sich doch vielleicht dazu durchringen können, mit mehr als einen Halbsatz auf ein Konzept zu antworten, mit dem sich definitiv jemand Arbeit gemacht hat. Das sollte man doch zu würdigen wissen. Genauso, wie wir es umgekehrt würdigen können, wenn ein Kunde unsere Ansätze konstruktiv kritisiert. 

Da soll jetzt nicht Hippie mäßig wirken. Wobei: vielleicht doch. Ich glaube nämlich daran, dass trotz dieser Schnelligkeit in der Welt, die immer digitaler wird, in der es um Leads, Reach und Conversions geht, in der Menschen zu Insights werden. Dass genau da die Menschlichkeit, Ehrlichkeit und Fairness nicht verloren gehen dürfen. Vor allem dann, wenn man sich im Klaren darüber wird, dass trotz Digitalisierung (oder gerade deshalb) der Kontakt zwischen Menschen und Marken immer direkter und näher wird. Und spätestens dann geht es um Empathie, Verständnis und um den wertschätzenden Umgang, darum Freundschaften einzugehen. Und das sollte auch zwischen Kunde und Dienstleister möglich und eigentlich doch selbstverständlich sein. Bleibt diese Erkenntnis aus, ist das Risiko sehr hoch, dass sich fehlende Empathie letztendlich auch auf das erwartete Ergebnis niederschlägt und mittelfristig könnte dadurch auch das Verhältnis zwischen Kunde und Marke empfindlich gestört werden.

Freundschaft(lichkeit) ist ohnehin eine gute Grundlage, wenn man zusammenarbeitet. Denn am Ende ist es nicht weit davon entfernt. Es geht um das Vertrauen einen gemeinsamen Weg zu gehen, sich gegenseitig weiterzubringen, fair miteinander umzugehen und zu akzeptieren, dass jeder auch seinen eigenen Business Case verfolgt und davon lebt, was er macht. Was dann auch Sache des finanziellen Rahmens ist. Meiner Meinung nach ist das klassische Verhältnis Auftraggeber Dienstleister obsolet. Jede Partei braucht die andere. Selbst wenn die eine Seite Geld dafür bekommt. Aber dafür geben wir unser geistiges Gut, unsere Ideen, Zeit, unser Know-How und unsere Leidenschaft mit rein, die zum besten Ziel führen soll, nämlich, dass die Marke erfolgreich ist. 

Es ist also noch lange kein Grund unfreundlich zu werden. Herzt euch doch einfach alle mal wieder. Dann macht es auch viel mehr Spaß. Vielleicht wirkt sich das dann auch auf das finale Produkt aus. Zumindest aber doch auf die Stimmung und die Beziehung untereinander. Und damit fängt doch alles an. 

XOXO